Jobs in der Gamesbranche: Fünf Fragen an… Z-Software

In unserer Interview-Reihe “Jobs in der Gamesbranche: Fünf Fragen an…” möchten wir Firmen aus der deutschen Gamesbranche zu Wort kommen lassen, die auf der Suche nach neuen Mitarbeiter:innen sind und uns anhören, in welchen Bereichen sie Stellen ausgeschrieben haben und was sie von neuen Kollegen erwarten.

Unsere heutige Interviewpartnerin: Andreas Heldt, Managing Director bei Z-Software GmbH.

GJG: Hallo Andreas, das unabhängige Entwicklerstudio Z-Software existiert nun bereits seit 13 Jahren, dennoch gibt es bestimmt Leser:innen, die Euch und Eure Games nicht auf Anhieb zuordnen können. Magst Du uns daher ein bisschen was zu deiner Person sowie zur Historie von Z-Software erzählen?

Andreas: Hi, die Z-Software GmbH ist ein leidenschaftliches und langjähriges Entwicklungsstudio für Videospiele auf mehreren Plattformen und Genres aus Dortmund. Gegründet wurde das Spielestudio 2008 während meines Studiums. Schon damals war für mich klar, ich möchte unabhängig sein und meine eigenen Visionen verwirklichen mit anderen zusammen. Daher haben ein paar Freunde und ich während des Studiums bereits den Schritt mit der eigenen Firma gewagt. Ohne garantierte Aufträge, nur mit Ehrgeiz bepackt wollten wir einfach Spiele entwickeln. Für Eines unserer ersten Projekte hatten wir damals sogar eine Motion Capture Anlage angeschafft. An die ersten Monate kann ich mich noch gut erinnern. Während wir unser erstes großes Projekt gepitcht haben, sind wir eine kleine Zusammenarbeit mit einem kleinen Publisher eingegangen. Direkt bei dieser Zusammenarbeit hat unser Partner Insolvenz angemeldet. Es ging nicht um viel Geld, aber es war eine prägende Erfahrung, da das Projekt auch nie erschienen ist.

Seit unserer Gründung haben wir an zahlreichen Produktionen als externer Partner teilgenommen und über 17 eigene Produktionen von Videospielen für verschiedene Plattformen durchgeführt. Nun 13 Jahre später sind unsere Spiele international erfolgreich und unser Team ist mittlerweile auf 18 Mitarbeiter:innen und haben zwei Standorte in Deutschland gewachsen. Zu unseren erfolgreichsten Spieletiteln gehört die Spielreihe „Autobahnpolizei Simulator“ (engl. Autobahn Police Simulator) und Dustwind.

GJG: Z-Software hatte im Verlauf der letzten Monate zahlreiche Positionen ausgeschrieben, so dass euer Team in der Folge noch einmal merklich gewachsen ist.
In welchen Unternehmensbereichen habt Ihr euch personell verstärkt und was waren die größten Herausforderungen, die es bei der Besetzung der freien Stellen zu meistern galt?

Andreas: Die Stellenausschreibungen gingen aus der Teamentscheidung hervor. Bei der Entwicklung von Autobahnpolizei Simulator 3 haben wir gesehen, welche Positionen gefehlt haben oder an welchen Stellen wir mehr Mitarbeiter brauchen. Damit wollten wir das Team ergänzen und sicherstellen, dass wir für unser nächstes großes Projekt genug Mitarbeiter in verschiedenen Gebieten haben.

Daher waren wir unter anderem auf der Suche nach Game Designer:innen, UI-/Concept-/Character-Artists, und Programmierer:innen. Vor allem die Suche nach passenden Personen für die Bereiche Programmierung und Charakter Artist hat sich als sehr zeitintensiv herauskristallisiert. In dem Großraum Dortmund haben wir nur bedingt die für uns notwendigen Potenziale finden können. Deshalb haben wir uns entschlossen einen weiteren Standort in Magdeburg zu öffnen. Mitteldeutschland zeichnet sich unter anderem durch eine sehr hohe Hochschuldichte von privaten als auch öffentlichen Trägern aus. Zusätzlich gibt es auch noch den Games & XR Mitteldeutschland e.V., der sich für die Fachkräftevermittlung in der Region erfolgreich engagiert.

Nach längerer Suche konnten wir zum Glück für alle Bereiche eine Lösung finden und sind gerade dabei die neuen Mitarbeiter:innen in das Team zu integrieren. Unser Team ist mittlerweile auf 18 Personen gestiegen. Sonst konnte ich immer noch etwas Zeit investieren und an Projekten mitprogrammieren. Aktuell widme ich all meine Zeit in die Koordinierung und das Managen der Projektbereiche. So ändert sich das über die Jahre, was eine sehr erfrischende Erfahrung für mich ist. Am Ende bleibt es aber wichtig, dass man immer flexibel und dynamisch entscheidet. Je nach Umstand und einwirkendem Faktor behalten wir so unseren Fokus im Blick: Spiele entwickeln.

GJG: In den sozialen Netzwerken wird des Öfteren darüber diskutiert, welche Qualifikationen man als Brancheneinsteiger:in mitbringen sollte, um in der Games-Industrie Fuß fassen zu können.

Welche Anforderungen stellt Z-Software an potenzielle Bewerber:innen und wie wichtig sind Euch als Arbeitgeber branchenspezifische Hochschulabschlüsse (z.B. mit Schwerpunkt auf Game Design, Games Engineering oder Game Art)?

Andreas: Allgemein gesprochen gilt für jede Bewerbung: Die Referenzen sind genauso entscheidend wie die Qualifikationen. Basierend auf den Referenzen und den persönlichen Interessen des Bewerbenden kann dann abgeschätzt werden, ob und bis zu welchen Grad das Team gestärkt und ausgebaut werden kann. Liegen keine Referenzen vor, kann man nur schwer einschätzen wie gut die angegebenen Fähigkeiten sind. In jungen Teams sind Selbstständigkeit, Engagement und ein gewisser Hang zur Hingabe sehr von Vorteil und wirken sich positiv auf die Unternehmensentwicklung aus. Bei allen Entscheidungen gilt es genau diese im Blick zu behalten. Zusätzlich ist eine gewisse Affinität zu Videospielen bei allen Teammitgliedern von Vorteil – was auch mit unserer Firmenausrichtung als Spielestudio zusammenhängt.

Eine gute Bewerbung ist für uns weniger geprägt durch herausragende Abschlüsse und Zertifikate. Quereinsteiger finden bei uns auch die Möglichkeit zur Entfaltung des Potenzials, solange die Person sich mit Games beschäftigt hat, weiter beschäftigen möchte, kompetent ist und das überzeugend in der Bewerbung rüberbringt.

Betrachten wir die Bereiche etwas konkreter, wie beispielsweise den Programmier-, Animations- oder Game Design-Bereich, sind vertiefte Kenntnisse sehr von Vorteil. Nutzt also die Gelegenheit und versucht euch von dem Standard kreativ hervor zu heben. Selbstverständlich kann man bestimmte Fähigkeiten, wie gutes Storytelling oder Game Design, teilweise nur bedingt in einem Portfolio wiedergeben. Aber genau deswegen laden wir euch dann zu einem Bewerbungsgespräch ein. Da könnt ihr die Chance nutzen und die Geschichte zu eurem bisherigen Werdegang überbringen.

GJG: Wenn Du Bewerber:innen fünf Tipps für ihre Bewerbung mit auf den Weg geben könntest, welche wären das?

Andreas:

  1. Essentiell ist eine überzeugende und aussagekräftige Arbeitsprobe. Nutzt daher eure Zeit während der Ausbildung oder des Studiums und baut euer eigenes Portfolio auf. Damit zeigt ihr eure Stärken, eure Eigenständigkeit, Engagement und eure Fähigkeiten am besten. Wir müssen einschätzen, ob ihr in das Team passt und das Team aufwertet mit euren Fähigkeiten. Genau dazu brauchen wir eure aussagekräftigen Referenzen in einem Portfolio.
  2. Bewerbt euch mit Referenzen/Projekten über der eigenen Komfortzone. Wichtig ist, dass ihr zeigt, was eure Interessen aber auch eure Fähigkeiten sind. Man kann z.B. den Anime Style lieben, aber praktisch wäre es für uns, wenn man für die Bewerbung zeigt, dass man auch andere Stille beherrscht. Auch Programmierer sollten zeigen, dass sie sich auskennen. So kann man bspw. an Open Source Projekten mitwirken oder aus anderen Bereichen Samples zeigen. Selbst private Projekte können aussagekräftiger sein als die reine Beispielumsetzungen aus Lehrbüchern.
  3. Zeigt bitte euer gesamtes Spektrum an Fähigkeiten in dem Portfolio. Wichtig ist: Wir müssen anhand eurer eingereichten Referenzen beurteilen, ob eure Fähigkeiten zu unseren aktuellen Projekten passen und die Fähigkeiten des Teams sinnvoll ergänzen sowie stärken. Zusätzlich können wir durch das Aufzeigen eurer Potenziale auch abschätzen wie wir euch fördern und bei eurer Weiterentwicklung unterstützen können.
  4. Setzt bitte nicht nur auf Standardaufgaben aus Übungen oder Lehrbüchern. Eure Kreativität ist gefragt, euer Wissen, eure Kompetenzen – also kurz: Ihr als Person seid für uns entscheidend!
  5. Seid stolz auf eure Hobbys und zeigt es auch! Wenn ihr regelmäßig streamt, euch bei Game Jams oder in Netzwerken engagiert, zeigt es auf. Durch ein möglichst vollständiges Abbild bekommen wir die Chance euch bestmöglich kennenlernen zu können. Manchmal ergeben genau diese Impulse zufällig potenzielle Einsatzgebiete.

Also nutzt die Gelegenheit und überzeugt mit euch und euren Projekten, genau wie ihr seid. Für unser Team sind Herzblut, Engagement und Selbstständigkeit ausschlaggebend. Nutzt die Gelegenheit in Game Jams und sammelt Erfahrungen, vernetzt euch auf Branchenveranstaltungen oder in den regionalen Netzwerken und tauscht euch aus. Ich kann mich noch erinnern, was einer meiner Profs an der Uni gesagt hat: „Die Hochschulen bieten in erster Linie Grundkenntnisse, aber lernen das anzuwenden muss jeder selber. Und diejenigen, die es anwenden und dann auch noch präsentieren, haben auf dem Arbeitsmarkt die besseren Karten.

GJG: Zu guter Letzt, Raum für ein bisschen Eigenwerbung, Andreas: Fünf gute Gründe, bei Z-Software zu arbeiten…

  1. Jeder aus unserem Team kann sich überall kreativ mit Einbringen und so seine Interessen weiter vertiefen.
  2. Unser Team arbeitet an interessanten und international erfolgreichen Titeln für PC, Xbox, Playstation und Nintendo Switch.
  3. Wir bieten ein junges, leidenschaftliches, internationales Team.
  4. Arbeit an Spielen mit stark wachsender Community.
  5. Und zu guter Letzt: Mittlerweile kann man sich aussuchen, an welchem Standort bei uns gearbeitet werden möchte: Dortmund oder Magdeburg

GJG: Vielen Dank für das ausführliche Interview, Andreas.